Aufgrund dessen luden die Betriebsratsgremien am ruhr tech Kampus Essen am 8. Dezember 2025 zu einer gemeinsamen Betriebsratssprechstunde ein.
Die Sprechstunde, unter Beteilung der IG Metall MEO, bot Gelegenheit, sich aus erster Hand zur aktuellen Situation zu informieren und Gedanken und Sorgen in persönlichen zu teilen.
„Wir sind besorgt um die Beschäftigten in den Zentralbereichen von Thyssenkrupp. Dazu gehören die Holding, aber auch die thyssenkrupp Services sowie die angeschlossenen selbstständigen Bereiche, wie die Academy oder auch die interne Consultancy“. Die Konzern-IT von Thyssenkrupp ist bereits aufgelöst worden, der konzerneigene Kantinenbetrieb Delicate soll zum Ende des Geschäftsjahres, Ende September 2026, geschlossen werden. Am ruhr tech Kampus in Essen arbeiten etwa 1.500 Beschäftigte in den Zentralbereichen von thyssenkrupp für die verschiedenen Gesellschaften unter der thyssenkrupp-Flagge. Diese Arbeitsplätze sind aktuell stark gefährdet oder gehen absehbar verloren.“
Zitat Jörg Schlüter, 1. Bevollmächtigter IG Metall Mülheim, Essen und Oberhausen
Was ist der Hintergrund?
„Es zeichnet sich ab, dass der vom Thyssenkrupp-Vorstand angestrebte Konzernumbau zu einer „schlanken Finanzholding“ mit weitgehend selbstständigen Unternehmensbereichen massive Auswirkungen auf die Arbeitsplätze in der Verwaltung und bei den Dienstleistungsfunktionen haben wird. Davon sind alle Zentralbereiche betroffen. Funktionen wie Personalentwicklung, Gebäudeverwaltung, Einkauf, aber auch Strategie sollen zukünftig dezentral durch die operativen Unternehmensbereiche (Segmente) erbracht werden. Mit der IT hat man das bereits vollzogen Dazu werden teilweise auch bereits Kapazitäten im Ausland – in so genannten „best cost Ländern“ – aufgebaut. Verbleiben werden nur noch Minimalfunktionen, die für eine Finanzholding unbedingt notwendig sind – Minimum Compliance nennt das der Vorstand.“
Zitat Wencke Hartjes zuständige IG Metall Gewerkschaftssekretärin
Was macht das mit den Leuten?
Die Pläne des Vorstands sorgen für starke Verunsicherung unter den Beschäftigten. Die Leute gehen mit einem mulmigen Gefühl in die Feiertage und fragen sich, wie lange sie noch Arbeit haben. In der aktuellen wirtschaftlichen Situation ist das keine schöne Perspektive, demnächst auf Jobsuche gehen zu müssen, auch wenn viele Beschäftigte hier hochqualifiziert sind. Die Kolleginnen und Kollegen am Kampus haben lange Betriebszugehörigkeiten von 15, 20 und mehr Jahren. Sie sind auch in besonderer Weise mit dem Unternehmen thyssenkrupp verbunden und identifizieren sich stark damit. Sie haben hier schon alle Hochs und Tiefs erlebt. Ob Zentralisierung unter Heinrich Hiesinger, Konzernteilung unter Guido Kerkhoff, Group of Companies unter Martina Merz. Sie haben all diese strategischen Wendungen mitgetragen und nun – unter Miguel Lopez – sollen sie weg.“
Zitat Wencke Hartjes zuständige IG Metall Gewerkschaftssekretärin
Was sind ihre Forderungen?
Die Menschen haben eine Perspektive verdient – das fordern wir ein. Thyssenkrupp muss beim Konzernumbau fair und anständig mit den Beschäftigten umgehen. Dazu gehört, die Mitbestimmung ernsthaft einzubeziehen und nicht wie bei Delicate vor vollendete Tatsachen zu stellen. Wir erwarten, dass die abgeschlossene Grundlagenvereinbarung auch für die Kolleginnen und Kollegen in Essen gilt. Betriebsbedingte Kündigungen sind auszuschließen, und die Beschäftigten brauchen realistische Perspektiven. Wenn Funktionen in die operativen Bereiche übergehen, müssen die Menschen zu guten Konditionen mitgehen können. Wir befürchten jedoch, dass die operativen Bereiche, die selbst Personal abbauen, das nicht umsetzen können – und der Konzern darf sich hier nicht aus der Verantwortung stehlen. Am Ende dürfen die Beschäftigten nicht „ins Bergfreie“ fallen. Thyssenkrupp muss seiner sozialen Verantwortung gerecht werden.“
Zitat Jörg Schlüter, 1. Bevollmächtigter IG Metall Mülheim, Essen und Oberhausen